Unser bundesweites Bündnis formuliert Themen, die für Hunderttausende Mieter in deutschen Städten relevant sind. Mit unserer Problembeschreibung, den Forderungen und Aktionen wollen wir die Verhandler des Koalitionsvertrags darauf hinweisen, was zu tun ist: Umwandlungen und die Möglichkeiten, Mieter aus Eigentumswohnungen zu klagen, müssen eingeschränkt werden.

Die Bilder können heruntergeladen werden und rechtefrei im Kontext der Berichterstattung über das Bündnis in den Medien verwendet werden.

Katharina Heflik beschreibt die Aktion in einem Artikel der Berliner Zeitung (Auszüge):

„Nur mit einem Stopp-Schild ausgerüstet, stellt sich Friedrichshain-Kreuzbergs Bezirks­bürger­meisterin Clara Herrmann (Grüne) an diesem Montag­morgen einer manns­großen Pappschere in den Weg. Mit einer Gruppe Aktivisten blockiert die Grünen-Politikerin, dass die Papp­häuser links von ihr zerschnitten werden. Die Aktion steht symbolisch für den Kampf des Bündnis „Wohnungsnot durch Umwandlung und Eigen­bedarfs­kündigungen stoppen“. Die Scheren zerteilen die Häuser in Eigentums­wohnungen. Das wollen das Bündnis und Bezirks­vertreter verhindern.“

Im Zentrum des Protests vor dem Rathaus Friedrichs­hain-Kreuz­berg steht ein Gesetz, das solche Umwandlungen reguliert: Paragraf 250 des Baugesetz­buchs. Der sieht vor, dass Landes­regierungen eigene Verord­nungen erlassen können, die es Kommunen ermöglichen, Umwand­lungen einzu­schränken oder zu untersagen. Nach aktuellem Stand läuft das Gesetz zum Ende dieses Jahres aus. Das Bündnis „Wohnungsnot durch Umwandlung und Eigen­bedarfs­kündigungen stoppen“ fordert daher CDU/CSU und SPD auf, die Verlängerung des Gesetz in die Vorhaben­liste des Koalitions­vertrags der künftigen Bundes­regierung aufzunehmen.

„Das Umwandlungsverbot war ein tatsächlich wirksamer Hebel in den letzten Jahren“, sagte Ulrike Hamann-Onnertz, Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins. „Wir appellieren an die Koalitionäre, sich dringend dafür einzusetzen, den Mietschutz in diesem Land zu stärken.“

Anwesend sind bei dem Protest auch Umwandlungs-Betroffene. Anne Rose Schröder lebt seit langer Zeit in einem Haus im Prenzlauer Berg, das im April 2019 umgewandelt wurde. Seitdem wartet sie auf ein Angebot zum Kauf ihrer Wohnung. Schröder lebt in einem Milieu­schutz­gebiet. Dort sollen Wohnungen eigentlich gar nicht umgewandelt werden, weshalb jede Umwand­lung die Zustimmung des Bezirksamts erfordert. Das Bezirksamt muss einer Umwandlung allerdings zustimmen, wenn der Eigentümer einwilligt, sieben Jahre lang nur den bestehenden Mieterinnen und Mietern den Kauf der Wohnungen anzubieten.

Manche Stimmen in Berlin würden sagen, Umwandlungen und Eigen­bedarfs­anmeldungen zu regulieren, verfehlt das wahre Problem. Es fehle an Wohnraum, es müsse gebaut werden. „Man muss die beiden Themen, Angebot vergrößern und die Auswüchse eindämmen, gleichzeitig betreiben“, sagt Florian Schmidt (Grüne) Bezirksstadtrat für Bauen, Planen, Kooperative Stadtentwicklung in Friedrichs­hain-Kreuzberg. „Hier bei den Themen Eigen­bedarf und Umwand­lung geht es ja darum, den Status Quo zu halten und den Paragraf 250 zu verlängern.“

Bei Eigenbedarfs­kündigungen werde oft Miss­brauch betrieben, sagt Schmidt. Für Eigentümer gebe es Anreize, ihre Mieter unter vorge­täuschtem Eigen­bedarf aus der Wohnung zu bekommen. „Oft ist es eben so, dass, wenn Leute mit niedrigen Mieten rausgehen aus Wohnungen, anschließend höhere Mieten kassiert werden können. Weil die Mietpreis­bremse nicht richtig funktioniert, weil es Schlupf­löcher gibt, die zum Beispiel möbliertes Wohnen ermöglichen“, sagt Schmidt.

Das Bündnis „Wohnungsnot durch Umwandlung und Eigenbedarfs­kündigungen stoppen“ hat weitere Forderungen aufgestellt: so sollen etwa gemeinwohl­orientierte Ankäufe und das kommunal Vorkaufs­recht gestärkt werden.

Sieben Bezirke, der Berliner Mieterverein sowie der Paritätische haben sich in den vergangenen Wochen dem neuen Bündnis angeschlossen. Die Aktion in der Yorckstraße wird nicht die letzte gewesen sein. Im Laufe des Jahres soll es einen Krisen­gipfel geben, unter Einbezug verschiedener Kommunen in ganz Deutschland.